Über uns Projekte AIDS in Zahlen Interessantes


Jahresrückblick 2009:

Dass HIV/AIDS nach zwanzig Jahren noch immer ein brisantes Thema ist, zeigen uns die Berichte aus den Projekten von „Kranich“. Und in den Zeitungen aus Kenia kommt AIDS auch täglich vor. Hier ein paar Ausschnitte aus dem Jahr 2009:

30.8.09: Mehr als 200 000 Menschen leben noch immer in den Camps, in denen sie nach den Wahl-Unruhen unterkamen. Dort herrscht Mangel allenthalben. Frauen tauschen Sex gegen Essen, ihre Kinder sehen dies, tun dasselbe, gehen nicht in die Schule und wachsen ohne Zukunft auf.

4.9.09: „90% seines AIDS Etats kommt von ausländischen Gebern“, meldet Dr. Ibrahim Mohamed, Schatzmeister des staatlichen AIDS-Kontroll-Programms. „Wir sollten die Medikamente im eigenen Land herstellen, um sie jederzeit verfügbar zu haben. Immerhin infizieren sich in Kenia jeden Monat 7000 Menschen neu mit HIV.“

6.9.09: „Augen rechts, Augen links, schnell los für ein Päckchen Kondome!“. Zwar würde viel über „Verhütung“ geschrieben, aber wenige Kenianer trauen sich, das „K-Wort“ auszusprechen. „Wie peinlich, mit dem Päckchen in einer Schlange zu stehen. Alle gucken auf dich und denken, wieder so ein Unmoralischer!“ Deshalb werden Worte wie „Socke“ oder „Rettungsring“ benutzt. Oder der Wohngebiets-Wachmann wird geschickt. Doch niemals würde ein Mann bei einer Frau kaufen, und das Päckchen muss diskret eingewickelt sein. Deshalb versorgt man sich am ehesten abends bei Straßenhändlern, so nebenbei, wie mit Süßigkeiten. Oder die Frau schiebt dem Apotheker einen rezeptähnlichen Zettel zu, um tags darauf ihr Päckchen abzuholen. Und - die Kenianer benutzen16 Millionen Kondome pro Monat, so die staatliche AIDS-Kontrolle.

12.9.09: Experten stellen fest, nur die staatlich verteilten Kondome seien sicher, viele gängige Handels- Marken nicht. Die Marke „Hot“, die in England hergestellt wird, sei zu 100% undicht. Es würden nun staatliche Sicherheitsstandards und Qualitätssiegel für Kondome eingeführt.

Wie schwer AIDS-Prävention in Afrika ist, mag sich jeder selbst denken. Meldungen, dass die Abstinenz- und Treue-Appelle uneffektiv seien, liest man allerdings auch häufig in den Zeitungen!

In West-Uganda, bei Fort Portal, gibt es 5 Dorfprojekte:

Kidukuru erhielt 3 545,- davon kommen 1 500,- als Schulgeld für AIDS-Waisen von der Schulpatenschaft mit der Pfaffenwald-Schule.

In Kidukuru gibt es unter der Leitung von Dorothy den Kindergarten im Waldorf-Stil mit 90 Kindern in zwei Gruppen. Drei Lehrer gehen weiterhin alle vier Monate zu der Waldorf-Erzieher-Fortbildung nach Nairobi. Diese Kosten und den Unterhalt aller Kindergärten trägt die „Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe“. Als deren Leiterin im September nach Uganda fuhr, machte sie auch einen Besuch in Kidukuru. Ihr Eindruck war, dass Dorothy sich noch stärker um eine straffere Leitung ihres Kindergartes bemühen und auch die Mitarbeiter einbeziehen müsste. Dieser Punkt wurde im Laufe der fast 20-jährigen „Kranich“-Arbeit bei allen Projekten immer mal wieder angemahnt. Auch Frauen leiten ihre Betriebe nicht immer demokratisch. Auch sie sollten einen offenen Führungsstil praktizieren, zumal soziale Projekte Vorbild für Kinder und Jugendliche sind. Deshalb wünschen wir, dass zukünftig alle Sach- und Finanzberichte von allen Lehrerinnen und Lehrern gegengezeichnet werden!

Die Dörfer Kitojo, Nkoma, Iruhuura und Kyakatwire erhielten 1 200,-.

In Kitojo ist aus der kleinen Gesundheitsstation ein regionales Gesundheitszentrum geworden, mit Beratung, HIV-Tests, medizinischer Versorgung mit AIDS-Medikamenten (ARVs), Kreditsystemen für Witwen, einer Werkstatt für jugendliche AIDS-Waisen und mobiler Gesundheitsversorgung in Nachbargemeinden. Dieses Projekt ist inzwischen unabhängig von „Kranich“. Ein wirklich großartiger Erfolg! Die anderen Dörfer betreiben auf „Graswurzel-Basis“ weiterhin AIDS-Aufklärung, kleine Erwerbsprojekte und unterstützen Familien in der Pflege ihrer Kranken. Einzelne Patienten erhalten nun auch neue AIDS-Medikamente.

In Kenia gibt es 5 Projekte:

SMAK (Single Mothers of Kenya) in Nairobi erhielt 3 200,-, zusätzlich 560,- aus verkauften Waren. Dieses Projekt, am Rand des großen Pumwani-Slums gelegen, kämpft immer wieder neu um die

Grundstücksrechte. Reiche Geschäftsleute kungeln mit den korrupten Staatsbeamten, um Flächen inmitten der Stadt für ihre Zwecke zu bekommen. Wieder konnte unsere Partnerin Angelina erfolgreich SMAK verteidigen. Sie erhielt von „Kranich“ einen Internet-Zugang bezahlt, um zeitgemäß zu kommunizieren. Gleichzeitig sind die Lebensperspektiven für die Ledigen Mütter schlecht. Wenn sie ihre Ausbildung als Näherinnen gemacht haben, finden sie keine Arbeit. Sich selbständig zu machen, ist nicht für jede das Ziel. Was bleibt? Sie suchen Jobs in Haushalten der Mittelschicht, gehen zurück aufs Land und hoffen, einen ehrlichen Mann zu finden. SMAK schult sie vorher, sich auch um ihre Gesundheit zu kümmern, AIDS zu vermeiden und ihre Kinder mit Verantwortung zu erziehen.

KIBISOM auf Rusinga Island im Viktoria-See erhielt 2 600,-. „Brot für die Welt“ fördert KIBISOM im zweiten Jahr, aber nicht mehr als Co-Partner von „Kranich“.

Es gibt zwei Waldorf-Kindergärten mit 70 Kindern in vier Gruppen. Die Lehrerinnen betätigen sich zeitweise auch als „Krankenschwestern“, denn immer kommen kranke Kinder, die zu Hause nicht versorgt werden. Die ersten Kinder aus der frühen „Kranich“- Förderung suchen nun nach ihrer Schulausbildung einen Job, z.B. Rebecca, eine Tochter einer AIDS-kranken Mutter. Sie wollte zur Army, aber das hätte 30 000 bis 80 000 Sh an Bestechungsgeld (300-800 Euro) gekostet. Obwohl in der Bewerberinnen-Liste ganz oben (ihre Konkurrentin fiel aus, weil sie mit HIV infiziert entdeckt wurde), bekam sie den Job nicht. Esther, unsere Partnerin, bemüht sich weiter um Rebecca.

Kony Ngimani, die Selbsthilfegruppe von Menschen mit AIDS, Nachbarn von KIBISOM, bekam 2 900,-.

Zwei aktive Männer in dieser Gruppe bemühen sich unentwegt und erfolgreich, ihre Mitglieder und die Dorfbewohner von der Notwendigkeit der Verhütung von AIDS zu überzeugen. Sie müssen gegen Traditionen ankämpfen, gegen die schlechten Geschäfte der Fischer und der Fischhändlerinnen und gegen Vorurteile (siehe Einleitung). Aber gerade sie als Männer können mit anderen Männern ein „offenes“ Wort führen. Zum Welt-AIDS-Tag waren sie mit ihrem Theaterstück unterwegs und hatten großen Zulauf. Die Jugendlichen trugen zudem T-Shirts mit dem Aufdruck vorn: kony ngimani (save your life) Hinten: WACHA MPANGO WA KANDO (kenne deinen Status, gehe zum Test), denn viele Neuinfektionen finden bei Ehepaaren statt.

Onyalo Biro, die Frauengruppe von Mama Fatuma, erhielt 3 050,- und zusätzlich 1 500,- für Schulgelder für Waisen, teilweise von der Partner-Grundschule Kaltental.

Tamima, die Krankenschwester und Tochter von Mama Fatuma, schreibt am 18.7.09:

Wir besuchten als HIV-Projekt 6 Familien, die wir schon einmal kurz zuvor besucht hatten. Wir hatten geplant, eine Kondom-Demonstration zu machen. Wir brachten das Penis-Modell mit und zeigten, wie ein Kondom übergezogen wird. Wir begannen mit einem Gebet, lasen das letzte Protokoll vor und sprachen sehr lebhaft und kontrovers über Kondome. Wir zeigten die korrekte Anwendung von männlichen und weiblichen Kondomen auf dem Modell. Danach übten es 5 Teilnehmer. Dann füllten wir Wasser in das männliche Kondom, um zu beweisen, wie groß es ist und dass es keine Löcher hat. Sie waren beeindruckt und wer wollte, konnte welche haben. Wir vereinbarten, das nächste Mal am 31.10. über den HIV-Test zu sprechen.

Upendo Boda Boda in Westkenia, erhielt 5 300,- davon sind 2 000,- für ein neues Gruppenhaus aus der Spende der „Meinungswelt“ Agentur. 1040,- wurden durch geschnitzte Vögelchen erwirtschaftet.

Das Gruppenhaus ist fertig und der Kindergarten bereits eingezogen. Die Jugendlichen betreiben mit großem Eifer ihre Landwirtschaft, um sich selbst durchzubringen. Die AIDS-Beratung mit der Krankenschwester Nancy und ihren zwei Kollegen wird sehr gut besucht, was wir jeden Monat dem Protokoll der Beratungen entnehmen. Die jungen Leute setzen sich bei ihren Gesprächsabenden intensiv mit „Moral und Sexualität“ auseinander und fragen oft nach unserer Meinung.

Wir danken Ihnen für Ihre zum Teil langjährige Unterstützung und geben Ihnen auch gern die Grüße der Freundinnen und Freunde aus Afrika weiter: „mumeanza leo kunisikia – ich freue mich, dass du mir zugehört hast“

   

 

 

 

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