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Jahresrückblick 2012:
Im
Mai wurde eine Studie veröffentlicht, die von zunehmender Resistenz von
HIV-Erregern in Uganda berichtet. Das bedeutet, dass die Medikamente
gegen AIDS nicht mehr ausreichend wirken und die Patienten solche der
sogenannten zweiten Generation benötigen. Das würde die Kosten für die
Behandlung in die Höhe treiben und es werde schwieriger, allen
Infizierten Zugang zu der lebensrettenden Behandlung zu verschaffen.
Damit steigt die Bedeutung der vorbeugenden Maßnahmen, um eine
Infektion von vornherein zu vermeiden. Die Partner von „Kranich“ sehen
sich bestätigt, mit ihren Programmen der Aufklärung bei Jugendlichen
und Erwachsenen und der Verteilung von Kondomen nicht aufzuhören.
Die neun unterstützten Projekte von „Kranich“ haben 2012 auf
unterschiedlichste Weise ihre Arbeit getan. Exemplarisch gebe ich hier
Ausschnitte aus zwei Berichten wieder, um Sie, liebe Spenderinnen und
Spender, direkt am afrikanischen Alltag teilhaben zu lassen.
Mothers Union“ erhielt
5300 Euro, davon 1500 Euro für Schulgeldzahlungen an Waisen.
Dorothy, unsere Partnerin seit 1985, erzählt aus Kidukuru, Uganda, von
den Waisenkindern und dem
Kindergarten:
„Anfang Dezember hat die Regenzeit unerwartet und früh eingesetzt. Die
Kinder sind von dem starken Regen ganz durcheinander – wenn sie nass in
die Schule kommen, werden sie nicht eingelassen. Erwachsene begleiten
oft ihre Kinder durch schlammige Wege und Flüsse mit Hochwasser. Dabei
passierte eine Tragödie: eine arme Mutter trug ihr Baby auf dem Rücken
und das ältere Kind vorn, sie wurde umgeworfen und ertrank, nur das
Ältere konnte gerettet werden. Oft geht das Unwetter mit starken
Gewittern, Hagel und Sturmböen einher. Die Leute können ihre Gärten
nicht bestellen oder die Ernten sind zerstört. Die meisten Familien
haben jetzt schon zu wenig zu essen. Gleichzeitig sind die Monate
Oktober bis Dezember auch die Hochzeit der Heuschrecken. Diese
Grashoppers, wie wir sie nennen, haben für uns eine große Bedeutung.
Sie zu fangen ist für jede Familie, besonders für die Kinder, d a s
Ereignis des Jahres. Sie sind eine proteinreiche Nahrung, ein
ehrenvolles, wertvolles Neujahrsgeschenk an eine geschätzte Person und
haben auch noch andere kulturelle Bedeutung. Heutzutage ändert sich das
leider: kommerzielle Unternehmen, vor allem in den Städten, setzen
starke Scheinwerfer ein und fangen die Grashoppers zu Zigtausenden weg.
Die Landkinder laufen von Zuhause weg, schwänzen die Schule, um in der
Stadt ihre Grashoppers zu fangen. Dabei sind sie bald völlig verstört,
geblendet vom Licht, verlieren ihre Richtung, werden von der Polizei
verjagt und bleiben am Ende irgendwo hilflos auf der Strecke. Das
passierte einigen unserer Kinder, eins wurde nach zwei Tagen von der
Polizei aufgegriffen, ein anderes schlafend unter einem Baum gefunden.
Wir haben uns mit Eltern und Paten getroffen, um sie zu beraten, wie
sie mit all dieser Verrücktheit umgehen können.
In unserem Kindergarten sind 135 Kinder, zwei Drittel von ihnen
bekommen ihr Schulgeld von Eltern oder Angehörigen oder diese zahlen in
Form von Lebensmittelgaben und Arbeitsleistung. Die anderen Kinder sind
Waisen und bedürftig, sie zahlen nichts, aber für sie ist die
Kindergartenzeit besonders wichtig. Erst so können sie anschließend in
die Primarschule gehen und zu einem einigermaßen gesicherten Leben
finden.“
Springs of Hope in
Mukunyi, Kenia erhielt 4965 Euro für den Waldorf-Kindergarten
und die Aids-Beratung .
Jemima, selbst hiv-positiv, betreut die Beratungsstelle, macht
Hausbesuche und unterstützt Selbsthilfegruppen. Alle drei Monate
dokumentiert sie ihre Arbeit, hier ein Ausschnitt aus ihrem Bericht:
„Die 37-jährige Frau ist ernsthaft krank, sie hat Beläge im Mund, an
Gewicht verloren und hustet.Sie sagt, ihre Familie sorge sich, weil sie
immer dünner werde. Ich rate ihr, ins Lugari District Hospital zu gehen
und sich testen zu lassen. Nach langem Zögern willigt sie ein.
Hausbesuch bei einem Ehepaar. Vor einem Monat schickte ich beide zum
Test, der eine hohe Viruslast ergab. Nun nehmen sie Medikamente(ARV).
Aber die Frau sagte, sie hätte die Tabletten nur drei Tage lang
genommen, weil sie so schlechte Träume hatte. Ich erklärte ihr, dass
das die Nebenwirkungen der Tabletten seien, sie solle trotzdem
weitermachen, es kann bis zu vier Wochen dauern, bis sie sich gewöhnt
hat. Sie soll sich mit ihrem Mann über die Hausarbeit verständigen und
Kondome benutzen, damit sie sich nicht gegenseitig mit anderen
Virustypen anstecken. 1 Woche später: dem Mann geht es besser, er hat
wieder Appetit, die Frau hat immer noch Probleme, aber sie nimmt die
Tabletten wieder.
Hausbesuch bei Victor, 7 Jahre. Seine Kindergärtnerin hat mich auf die
Familie aufmerksam gemacht. Victor kann sich nicht konzentrieren, er
ist immer müde, sie möchte ihn aber in die Grundschule einschulen. Die
Mutter sagt, sie achte darauf, dass Victor die ARV nimmt, aber manchmal
hat sie nichts zum Frühstück, dann spuckt Victor die Tabletten wieder
aus. Ich berate mit ihr, wie sie regelmäßig Essen besorgen kann, denn
auch sie lebt positiv (mit hiv)
Besuch bei der Gruppe „Positiv leben“, 12 Frauen, zwei Männer, Thema:
gesunde Ernährung. Eine Frau fehlt schon das zweite Mal, sie soll von
der Vorsitzenden und mir morgen aufgesucht werden. Wir diskutieren über
den kleinen Garten, den sich jeder für sich anlegen soll. Mais soll mit
Hilfe von Kartoffeln und Desmodium, einer Bohnenart, die gegen
Maisschädlinge wirkt, gepflanzt werden. Sie dient auch als nahrhaftes
Futter für die Milchziegen, die die Gruppe vor kurzem angeschafft hat.
BioVision berät sie.
Besuch eines Mannes im Büro, er bittet um 20 Kondome, weil er sich
nicht ins Gesundheitscenter traut. Er sagt, er benutze sie nicht immer,
weil er manchmal kein Geld habe. Ich rate ihm, dass er sich immer
schützen muss, auch vor Geschlechtskrankheiten und unerwünschter
Schwangerschaft.
Hausbesuch: Der Klient hat Appetit, aber nichts zum Essen. Ich rate
seinem Betreuer, bei den Verwandten etwas zu holen. Als ich wieder
komme, sagt er, niemand hätte ihm was gegeben. Der Klient sagt: wie
soll ich Tabletten nehmen, ohne etwas im Magen zu haben? Mir tut das
weh, er hat ja Recht. Ich gebe ihm 100 sh (1 Euro) von mir. Es wäre
schön, wenn ich eine kleine Extra-Summe dafür zur Verfügung hätte.
Hausbesuch bei zwei Waisen, die bei einer Pflegemutter leben. Die Frau
hat vier eigene Kinder, ihr Mann war nicht da. Ich riet ihr zur
Verhütung, um nicht noch mehr Kinder zu bekommen. Sie kann kein Kind in
den Kindergarten schicken, weil sie keine Geburtsurkunden haben.“
Hier im Überblick die
anderen Projekte, die 2012 von „Kranich“ unterstützt wurden:
Kyakatwire, Uganda, erhielt 850,- Euro für Beratung, Unterstützung von
Witwen und Waisen
Kitojo, Uganda, erhielt 300,- für Waisen, Pfarrer Ezra hat eine
ländliche Klinik aufgebaut
SMAK in Nairobi, Kenia erhielt 3260,- für die AIDS-Beratung von
Jugendlichen und die Nähwerkstatt
Kibisom Women Group erhielt 965,- für Kindergarten und Kredit- und
Landwirtschaft -Aktivitäten, „Brot für die Welt“ sagte Zuzahlungen zu,
ist aber bis jetzt nicht tätig geworden
Kony Ngimani, Rusinga Island, Kenia erhielt 3280,-. Die
Selbsthilfegruppe von Betroffenen baut Gemüse an, hat einen Fischteich
und macht Kampagnen zur Aufklärung
Onyalo Biro Women Group in Kendu Bay, Kenia erhielt 5430,-, davon
2400,- Schulgeld zweckgebunden für Waisen
Upendo Youth Group, Kakamega, Kenia erhielt 2800,- für
Waldorf-Kindergarten und AIDS- Beratungsstelle
Für Ihr Interesse und Ihre Unterstützung danken wir mit dem
afrikanischen Sprichwort, das Dorothy Byaruhanga ausgesprochen hat:
Halte deine Freunde mit beiden Händen!
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