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Jahresrückblick 2015:
Jedes Jahr – seit 25 Jahren – veröffentlicht UNAIDS, die
Partnerorganisation der Vereinten Nationen, Zahlen,
Forschungsergebnisse und aktuelle Länderberichte zum Themenbereich
HIV/AIDS. Dem diesjährigen Bericht zufolge sinkt die Zahl der
jährlichen Neuinfektionen langsamer als erwartet, nämlich statt um 50%
nur um unter 10%. Die Forderung nach "besseren Präventionspaketen in
Form von medizinischer Versorgung, Kondomen und gestärkten
Gemeinschaften" steht wieder oben auf der Liste. Die derzeit 37
Millionen HIV-Infizierten, zwei Drittel davon im Afrika südlich der
Sahara, sei nicht hinnehmbar.
Bei "Kranich" erleben wir das seit 30 Jahren: eine Verhaltensänderung
bei kulturellen und individuellen Gewohnheiten klappt nicht von heute
auf morgen, das braucht wahrscheinlich Generationen. Wer arm ist und
mit Hunger kämpft, wer nicht in die Schule geht oder Angst vor Krieg
hat, kann selten frei entscheiden, auch nicht über seine/ihre
Sexualität. Doch kleine Erfolge können unsere Partnerinnen und Partner
immer wieder bemerken – davon berichten sie uns in ihren Mails, Briefen
und Telefonaten......
Kidukuru in Westuganda erhielt 2 840,- für den Waldorf-Kindergarten plus 900,- Schulgelder
für Waisen von der Ein-Zehntel-Stiftung, der Pfaffenwaldschule, den
Weltläden Vaih./Enz, Stuttgart-Vaihingen und der Spielschar Wesermünde.
Margaret Asiimwe
schickt uns immer Berichte und Abrechnungen, dieses Mal legte sie die
persönliche Geschichte von Daphine bei: "Ich bin jetzt 22 Jahre alt und
im letzten Jahr meiner Ausbildung in Early Child Development. Nebenher
darf ich schon im Kindergarten von "Cleverland" arbeiten. Ich habe
meine Eltern durch AIDS verloren und war mit einem Schlag Waise. Eine
Verwandte nahm mich auf, aber als nach 5 Jahren ihre eigenen Kinder in
die weiterführende Schule kamen, war für mich kein Platz mehr. Ich
musste in eine Familie väterlicherseits wechseln, aber dort hatte man
ganz wenig Verständnis für mich. Es gab nicht genug zu essen, ich war
dann immer diejenige, die hungrig einschlafen musste. Schulgeld war
auch nicht da, so musste ich als Hausmädchen arbeiten. Ich war
verzweifelt und gab mich schon auf, dachte, wäre ich doch nicht geboren
worden, wie soll ich leben, ohne weiter in die Schule zu gehen! Da kam
eines Tages eine Frau von der Müttergruppe auf mich zu und sagte, wieso
gehst du nicht in die Schule? Komm mal zu uns und erzähle etwas von
dir. Und dann bekam ich die Chance, im Kindergarten mitzuhelfen, dann
in das Lehrerinstitut zu gehen und nun habe ich mein Zertifikat vor
Augen! Ich danke euch allen, Dorothy in Kidukuru, den Freunden in
Deutschland, die es mir ermöglicht haben, eine selbständige Uganderin
zu werden! Und immer werde auch ich anderen Menschen in Not helfen."
Kyakatwire, das abgelegene Dorf am Rande des Nationalparks Kibale Forest erhielt 800,-
Die Gruppe der Bauern um Francis baut die eigenen Lebensmittel an,
wirbt für AIDS-Vorsorge und macht Hausbesuche bei Kranken. Auf zwei
Gemeinschaftsfeldern gibt es Bohnen, Cassava, Süßkartoffeln und Kohl
für die Bedürftigsten. In seinem letzten Bericht schrieb Francis am
7.11.: "Wir danken euch sehr für die Gaben. Im Moment geht es uns nicht
gut, endloser Regen, drei Hagelstürme hintereinander haben unsere
Ernten zerstört. Und obendrein kamen die Elefanten aus dem Park und
haben den Rest gefressen. Kinder gingen nicht in die Schule, nun haben
wir die Pflegeeltern der Waisen angehalten, ihre Kinder ab neuem
Schuljahr wieder hinzuschicken, wir helfen ihnen beim Schulgeld. Bitte
betet für uns!"
Kony Ngimani aus Kenia erhielt 1 700,-
Am 10.10. mailte David: "Mit großer Dankbarkeit wollen wir euch von
unserem Kuh-Projekt erzählen. Mit Hilfe des ICIPE-Instituts haben wir
eine Kuhrasse gefunden, die für unsere Region passt, es ist keine
Zuchtkuh. Wir bauen ein besonderes Gras an und die Maisstiele aus
unseren Ernten sollen gelagert und getrocknet werden. So haben wir das
Futter selbst, denn die Kühe dürfen nicht wild herumziehen und fremde
Felder abgrasen. Unsere Gruppe ist schon ganz aufgeregt, einen
Unterstand haben wir gebaut und die ersten zwei Tiere mit eurem Geld
gekauft. Könnt ihr uns noch einen anderen Unterstützer suchen? Dann
können wir unser Projekt ausbauen und für die Zukunft besser planen.
Viele Kinder sind unterernährt und sie brauchen die Milch."
KIBISOM, auch in Rusinga Island - Kenia, erhielt 300,-
Esther ist
weitgehend genesen von ihrer Nierenoperation und schreibt am 30.5.:
"Ich bin glücklich, dass unsere 30 Kindergartenkinder von Evelin und
Agnes unterrichtet werden. Agnes beendet in diesem Jahr ihre
Waldorf-Fortbildung und hat die Kinder erfolgreich durch die
Aufnahmeprüfungen für die Grundschule gebracht. Unsere AIDS-Waisen
haben es schwer, ohne die Mahlzeiten bei uns könnten sie nicht lernen.
Aber stell dir vor, die Preise haben sich verdoppelt, wir brauchen
jetzt 200 Euro allein für das Essen: die 4 kg Bohnen pro Tag kosten 500
shilling
(5 Euro), Kohl 200 sh das Kilo, Spinat Sukuma weeki 4 Stauden 10 sh und
der kleine Fisch Omena kostet statt 50 jetzt 150 sh. Eine
Kindergärtnerin verdient 2000 sh im Monat, ein Schreibheft kostet schon
25 sh. Wir kommen mit unserem Geld noch aus bis Jahresende, aber
dann...? Mit eurer und Gottes Hilfe wird es schon weitergehen."
SMAK, die Ledigen Mütter aus Nairobi – Kenia erhielten 1 400,-
Angelina schrieb am
12.8.: "Die Juli- und August-Gehälter für die AIDS-Berater konnte ich
nicht auszahlen, weil wir kaum noch ein eigenes Einkommen
erwirtschaften außer mit der Kindertagesstätte. Die erhält sich selbst.
Unsere AIDS-Berater dürfen kein Geld erwirtschaften, die Regierung
schreibt vor, dass der Service unentgeldlich angeboten werden muss.
Dabei haben wir großen Erfolg, gerade weil wir die Kinder und
Jugendlichen in unserem Slum aufsuchen, sie testen, beraten und
Aktionen anbieten. Unsere Ausgaben für Gehälter, Fahrtkosten,
Desinfektionsmittel und Handschuhe tragen wir. Ich habe schon alle
Adressen von Hilfsorganisationen, die du mir geschickt hast,
angeschrieben: keinerlei Antwort! Ich glaube sogar, es engagiert sich
niemand mehr in Kenia wegen der hohen Korruption. Und was vom Global
Fund von der UN kommt, geht alles an unsere First Lady, wir Kleinen
bekommen nichts davon. Trotzdem hoffen wir auf bessere Zeiten!"
Onyalo Biro, die Frauengruppe in Kendu Bay erhielt 1 200,- plus 2 780,- Schulgelder von der Kaltentaler Schule, dem Weltladen Dormagen und mehreren "Paten" aus Schorndorf und Stuttgart.
Sapharahn, Waise,
ist jetzt 20 Jahre alt und hat Schule und Universität mit Hilfe der
Frauengruppe um Mama Fatuma geschafft. Sie schreibt am 18.8.: "Ich habe
viele mails verschickt, aber irgendetwas war blockiert, denn nie kam
eine Antwort. Nun habe ich mir deine Adresse wieder besorgt. Ich bin
fertig mit meiner Ausbildung und habe immer wieder kleine kurze
Arbeitsverträge bei Organisationen, die sich mit Dörflicher
Nahrungsmittelproduktion befassen. Ich würde lieber einen festen Job
haben, aber das scheint sehr schwierig zu sein. Dennoch bleibe ich
zuversichtlich und bin euch allen so dankbar, dass ich bis hierher
gekommen bin. Auch der erste Computer von meinen Paten in Stuttgart hat
mir dabei sehr geholfen."
Abbas und Bobo,
Geschwister und Waisen, 23 und 17 Jahre schrieben am 8.9.: "Ich, Abbas,
lade euch zu meiner Graduation am 4. Dezember ein. Bobo ist ein guter
Schüler in der Oberschule und wir können nicht genug danken, dass
unsere Paten in Stuttgart uns seelisch, finanziell und wie eigene
Kinder bis hierher gebracht haben. Wir versprechen, unserer Gemeinde
ein gutes Beispiel zu sein und das zurückzugeben, was wir erhalten
haben."
Upendo Youth Group und die Gruppe Springs of Hope in Kenia erhielten 3 200,- (jeweils 1 600,-)
mitspendiert von zwei jungen Frauen aus Südtirol, die ein privates
Sommerfest mit großer Versteigerung organisiert haben und der
Waldorfschule Dresden
Im August berichtete Florence vom Upendo-Waldorf-Kindergarten, dass sie
300,- aus dieser Spende für das "Table-Banking" der 5 Mitarbeiter
einsetzen: "Jeder bekommt einen gewünschten Betrag zusätzlich zum
Gehalt (20,-) geliehen, der bis zur nächsten Gehaltszahlung
zurückgezahlt werden muss. Zinsen betragen 10%. Das Gehalt (gezahlt von
"Kranich") ist die Sicherheit für den Kredit. Alle machen erfreut mit,
denn so können sie private Anschaffungen tätigen."
Der Waldorf-Kindergarten Springs of Hope hatte zeit- und
kostenaufwändig einen Antrag für Baugelder für den Neubau auf einem
früher erworbenen Grundstück begonnen – leider ist dieser Antrag
ohne detaillierte Begründung abgelehnt worden. Nancy, die Leiterin, und
die Eltern wollen nun mit noch mehr Einsatz sich selbst beweisen:
"selbstgefertigte Backsteine, Sand, Nägel, Holzpfosten sind bereits da
und im ersten Schritt sollen 3 Räume gebaut werden. Nach der bitteren
Erfahrung wollen wir Schritt für Schritt klein beginnen, bis wir eines
Tages unsere eigene Waldorf-Schule haben. Wir freuen uns sehr auf den
Besuch von Felix im Dezember, der mit uns über seine Arbeit als
Waldorf-Erzieher in Dresden sprechen will."
Mut steht am Anfang des Handelns, Glücklichsein am Ende (Demokrit)
Wir danken allen lieben Freundinnen und Freunden, die so freundlich spenden – in diesen schweren Zeiten!
Herzlichst, Ihre Elisabeth Marquart mit Familie
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