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Jahresrückblick 2018:
Eine
Frage, die uns seit unserer Begegnung mit Dorothy Byaruhanga aus Uganda
– das ist 30 Jahre her – beschäftigt, ist die nach dem Sinn der
sogenannten Entwicklungs-Hilfe. Wie bringen wir die Spenden von uns
nach Afrika, wie setzen wir sie ein, wem überantworten wir sie, wie
kommen sie den wirklich Armen zugute? Bald merkten wir, dass wir als
Europäer zwar Partner und Freunde sein können, dass aber die Menschen
vor Ort ihre Lebensverhältnisse selbst gestalten müssen, nicht wir für
sie. Dann diese Fragen: wie halten wir uns von denjenigen fern, die
ihre eigenen Interessen bedienen wollen, halten wir uns mit eigenen
Wertvorstellungen zurück? Sind unsere Ratschlägen glaubwürdig, halten
wir uns selbst daran? Wo gibt es Fortschritte?
Tatsächlich
können HIV-Infizierte heute mit Medikamenten fast normal leben, aber
ohne sexuelle Aufklärung sind Mädchen und Jugendliche ab 10 Jahren
höchst gefährdet. Denn: die häufigste Todesursache bei den 10- bis
19-Jährigen in Afrika südlich der Sahara ist immer noch AIDS! Dass
Kondome ein wesentlicher Teil der Prävention ist, vertraten wir schon
1991 bei der Gründung des Vereins. In unzähligen Briefen, Telefonaten,
durch hingeschickte Lernmaterialien und natürlich mit Finanzen
unterstützen wir - und stellen fest, dass es kaum eine Rolle spielt, ob
ein Mensch aus Deutschland oder Uganda kommt. Wer will, kann sich
verändern. Vor allem, wenn er muss. Dennoch ist Vermeidung, Prävention
"aus der Mode" gekommen!
Am
2. Oktober 2018 hat uns der Herr Bundespräsident für die
Kranich-Aktivitäten und andere mit dem Bundesverdienstkreuz gewürdigt.
Mit einer fröhlichen Feier mit Kindern, Enkeln und vielen Wegbegleitern
der letzten Jahre hat das Staatsministerium die Ehrung in der Villa Reitzenstein in Stuttgart für uns ausgerichtet. Dafür danken wir von Herzen.
Kidukuru, das Dorf im Westen Ugandas erhielt 3 450,-.
Mit Hilfe der Ein Zehntel Stiftung und der Pfaffenwaldschule
unterstützen wir Kinder mit dem HIVirus, damit sie in den
vorgeschalteten Kindergarten und danach in eine Grundschule gehen
können. Diese Kinder haben ein besonders schweres Leben: wenn ihre sie
versorgenden alten Großeltern sterben, sind sie ein zweites Mal
verlassen. Ihre Zukunft wird immer unsicherer, ihre Chancen auf
Erwerbsarbeit auch. Seelisch gibt es keine Hilfe und auch die
regelmäßige Versorgung mit antiviralen Medikamenten wird schwierig. Sie
stehen am Rand der Dorfgemeinschaft, sind stigmatisierte Außenseiter.
Margaret schrieb diese Geschichte auf: "Joachim ist 5 Jahre alt und
kommt auf dem Heimweg vom Kindergarten an der Farm eines reichen Bauern
vorbei. Dort hilft er dem Viehhirten beim Melken und bei der Versorgung
der Kälber. Inzwischen macht er diese Arbeit täglich, bekommt eine
Tasse Milch dafür und manchmal 200 ugsh (5 Cent). Zuhause warten Mutter
und zwei Geschwister schon auf die Milch. Die Mutter, eine Witwe, ist
sehr glücklich, dass ihr Sohn sie so gut versorgt". Margaret hat uns
Fotos geschickt, die den kleinen Joachim in seiner ärmlichen Hütte und
bei den Kühen zeigen.
Kyakatwire
und Kitojo, die weit abgelegenen Dörfer in Uganda, am Rande des Kibale
Forest Nationalparks, erhielten 1 000,- und 1 200,- zur
Unterstützung von Selbsthilfegruppen vor Ort. In Kyakatwire koordiniert
der Bauer Francis unsere Zuwendungen an bedürftige Schulkinder, die
Fahrtkosten zu AIDS-Tests zum nächsten Gesundheitsstützpunkt und für
die Frauen. Auch für Jugendliche hat er eine Aufklärungskampagne
aufgebaut, für die er immer wieder Kondome "organisieren" muss.
Offenbar leidet gerade diese Arbeit unter den Kürzungen durch die USA,
denn Kondome und Medikamente sind häufig nicht erreichbar.
In
Kitojo, dem kleinen Hospital, das aus der Gesundheitsstation entstanden
ist, haben Pfarrer Ezra Musobozi und seine Frau unermüdlich die
Prävention weiter voran gebracht. In Handarbeitsgruppen für
ledige Mütter wird beim Körbeflechten AIDS-Aufklärung betrieben, die
Theatergruppe spielt die alltäglichen Konflikte um AIDS nach,
Diskussionen beginnen selbst in kleinsten Dörfern. Michael und Mila aus
Köln haben im September auf dem Weg zu den Berggorillas einen Besuch in
Kitojo gemacht und Fotos und schöne Körbe von dem Projekt mitgebracht –
auch der selbstgebaute Wassertank von vor 15 Jahren wird noch benutzt,
das ist Nachhaltigkeit!!
Kony Ngimani = "Rette dein Leben", die HIV-Selbsthilfegruppe aus Kenia, Rusinga Island, erhielt 2 550,-.
David hatte starke Rückenschmerzen und suchte einen Mitarbeiter für die
Feldarbeit. Er schrieb:"Die Leute warten auf schnelles Geld, halten die
Hand auf und kommen unpünktlich. Wenn ich ein regelmäßiges Gehalt von
35,- Euro zahlen könnte, würden sie zuverlässiger sein". Deshalb bekam
er ein Extra von 300,-, stellte jemanden ein und konnte in seinem
September-Finanzbericht 19 850/- ksh (190,-Euro) für den Verkauf von
Bananen ausweisen. Die Jugendlichen-Gruppe wird angehalten, ihre
Aktionen gegen AIDS zweimal im Jahr zu betreiben – denn es gibt ständig
Heranwachsende, also das Thema ist nie vorbei!
KIBISOM, erhielt 1 500,-
, nachdem sich Eunice als neue Ansprechpartnerin gemeldet hat.
Ihre Idee: KIBISOM zum größten Honigproduzenten der Insel zu machen!
Sie ließ 10 Bienenkästen aus Holz bauen, am Ende der Saison waren 4
zerstört, 6 bewohnt und nur einer hatte einen Ertrag von 4 kg Honig.
Daraufhin bat sie uns um 20 neue Kästen, eine Schleudermaschine und
Eisenträger für Halterungen, Kostenpunkt 640 Euro. Wir haben sie
ermuntert, sich erst einmal noch mehr zu informieren und mit nur 3
Bienenvölkern weiterzumachen.
Onyalo Biro, die Frauengruppe in Kendu Bay, Kenia erhielt 1 700,-
. Tamima verteilt die Gelder für die Kreditgruppe der Frauen und die
Schulgeldzuschüsse an bedürftige Kinder (von der Kaltentaler
Grundschule). Zwei dieser Kinder sind nach einem Studium inzwischen
selbständig und helfen bei Zahlungen mit.
Die Gruppe Springs of Hope in Kenia erhielt 3 600,-
wobei der größte Teil von Freunden der Dresdener Waldorfschule und des
Kindergartens kam. Inzwischen ist die Schule in Munyuki in vollem
Umfang tätig. Betreut wird dieses Projekt von Stuttgart und Dresden.
Die Upendo Youth Group in Bukura, Kenia erhielt 1 800,-
für den Kindergartenbetrieb. In langen Diskussionen haben wir uns auf
das Brötchen-Back-Verkauf-Projekt geeinigt, um die eigene Kasse zu
füllen. Jetzt, am Ende des Jahres, sagen die Freundinnen, dass die
Leute zu wenig abkaufen, dass Brötchen schnell verderben, dass Speisen
keinen Gewinn bringen. Was dann? Florance: "Wir sind nicht entmutigt.
Mit Gott ist alles möglich…."
"Allah ist groß, aber binde dein Kamel an", sagte Mama Fatuma einmal zu mir….
Mit herzlichen Grüßen
Ihre/Eure Marquarts
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