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Kindergarten - Arbeit für AIDS - Waisen in Kenia und Uganda, Januar 2008

Der herkömmliche Kindergarten in Kenia und Uganda:

Kindergartenkinder werden schon ab zwei bis drei Jahren auf die Schule vorbereitet. In den Augen ihrer Eltern und der staatlichen Schulaufsicht fördert frühe Disziplinierung das spätere Lernen in der Schule. Daher ist das gemeinsame Deklamieren von Buchstaben, Zahlen und englischen Versen oder das Auswendiglernen von Begriffen zu Tieren, Haushalt, Verkehr etc. Hauptinhalt des Kindergarten-Tages. Die Lehrerin oder ein Kind spricht vor, die Klasse im Chor nach. Jedes Wort mehrmals, in der eigenen Sprache und auf englisch, denn englisch gilt als die „Bildungssprache“. Die Lehrerin dirigiert frontal mit dem Zeigestock. Dabei sitzen die Kinder auf Stühlen oder auf dem Fußboden. Als körperliche Bewegung wird Marschieren geübt oder ein Kreisspiel gemacht. Am Ende eines Schuljahres gibt es Zeugnisse, die ausschlaggebend sein sollen für die weitere Schulbildung.

Eltern in Städten, die es sich leisten können, zahlen für den privaten oder kirchlichen Kindergarten erhebliches Schulgeld in der Hoffnung, bessere Chancen für die Aufnahme in einer guten Grundschule zu haben.

Kinder aus armen ländlichen Gemeinden haben keinen Kindergarten besucht und sind folglich auch in der Schule - den staatlichen Grundschulen - benachteiligt.

AIDS – Waisen

Besonders hart trifft dieses System Kinder, deren Eltern gestorben sind.

In der Zeit von AIDS gibt es im ländlichen Umkreis von Kidukuru/West-Uganda beispielsweise auf 500 Familien 300 Waisenkinder. Kinder, die in ihrer Familie AIDS und das Dahinsiechen von Vater und Mutter miterlebt haben, sind seelisch verwundet und bleiben völlig verstört zurück. Oft waren sie die einzigen Versorger während der Krankheitsphase ihrer Eltern. Sie haben alles gegeben, aber Vater und Mutter sind trotzdem gestorben. Wie ist das zu verstehen? Niemand spricht mit den Kindern darüber oder „fängt sie auf“ in ihrer seelischen Not. Sie werden in neue Familien hinein geschoben, die selbst überlastet sind und um das tägliche Brot kämpfen. In Gemeinschaften, in denen sich der Tod ständig wiederholt, können die Menschen kaum noch auf die Bedürfnisse eines Einzelnen achten. Ein neuer Kreislauf von Armut, Angst und Aussichtslosigkeit – wohl auch AIDS - beginnt.

Für eine neue Pädagogik im Kindergarten

Diese kleinen Kinder brauchen Unterstützung. Da es kaum professionelle Hilfe gibt, liegt es nahe, den Kindergarten dafür zu nutzen. Aber nur mit einer anderen Art von Pädagogik! Ich gewann Frau Dorothy Byaruhanga aus Kidukuru in Uganda, eine erfahrene Mutter und Sozialarbeiterin, als erste dafür, mit der „ganzheitlichen Bildung von Waisenkindern“ auf der Grundlage der Waldorf-Pädagogik zu beginnen.

Finanzielle Hilfe bekamen wir dann von der „Zukunftsstiftung Entwicklungshilfe“ Bochum, die es neun Kindergärtnerinnen aus den „Kranich“ - Projekten seit nun vier Jahren ermöglicht, an einer Weiterbildung an der Waldorf-Schule in Nairobi teilzunehmen. Die Frauen hörten dort zum ersten Mal von anthroposophischer Menschenkunde und setzten sich mit den Bedürfnissen von Kleinkindern auseinander. Dreimal zwei Wochen jährlich treffen sie sich, studieren theoretisch und praktische Kindergartenpädagogik und schließen den Kurs mit Hausarbeiten und Prüfungen ab. Zuhause probieren sie das Erlernte immer sofort in ihren drei „Kranich“- Kindergärten aus. Eine der jungen Erzieherinnen starb leider an AIDS.

Die neue Gruppenarbeit in den „Kranich“ - Kindergärten

Eine Waldorf-Kindergärtnerin macht sich jeden Tag neu Gedanken, wie sie die Bedürfnisse „ihrer“ Kinder erkennt und fördert. Sie bereitet eine Stimmung von Geborgenheit und emotionaler Wärme vor und geht auf jedes Einzelne zu. Im täglichen Morgenkreis erfährt sie von Nöten, Freuden und Ängsten und erhält Einblick in das persönliche Schicksal. Sie erzählt viele Geschichten (oft Märchen und traditionelle Sprichwörter), die für die Situation von Kindern beispielhaft sind. Sie beobachtet mit den Kindern die Natur, lässt Mädchen und Jungen frei spielen, mitkochen und Gemüse anbauen. Es entwickeln sich neue soziale Bindungen. Die herkömmlichen Methoden von Gehorsam, Strafen und Gruppendruck lehnt sie ab. Ein Kind darf auch auf dem Schoß der „Lehrerin“ sitzen und Trost und Wärme spüren – etwas, was in dem System bisher undenkbar war!

In den drei Kindergärten in Kidukuru/Uganda, Rusinga Island und Kakamega in Kenia werden insgesamt zweihundert Kinder betreut. Die Räume sind zum Teil sehr spärlich möbliert, statt 25 Kinder sitzen in Rusinga doppelt so viele auf den Stühlchen. Aber es wird auch viel draußen gespielt. Dafür sind Spielgestelle und Tücher oft die einzigen Utensilien. Jeden Tag gibt es ein Frühstück (Porridge-Brei), das von den meisten, nämlich hungrigen Kindern heiß ersehnt wird. Schmutzige Kinder werden gewaschen, es gibt Wurmmittel und Medizin. Durch die umfassende Fürsorge sind inzwischen auch Skeptiker überzeugt, dass die Kinder hier „etwas lernen“, auch wenn keine „Ergebnisse“ vorgeführt werden. Es gibt Wartelisten für Neuaufnahmen und sogar Forderungen nach einem weiteren Ausbau der Kindergärten zur Schule. Das hat „Kranich“ aber nicht vor. Wir wollen vielmehr, dass sich die verletzten Seelen der kleinen AIDS- Waisen drei Jahre lang erholen und entfalten können, um zu neuer Sicherheit heranzuwachsen. Dann können sie vielleicht auch eine herkömmliche Schule besser ertragen.

Und - im Hinblick auf die Verhütung von neuen HIV -Infektionen im Teenager-Alter sind Selbstbewusstsein und Verantwortung die wichtigsten Voraussetzungen, um die AIDS-Epidemie in der afrikanischen Gesellschaft zu bremsen!

 

   

 

 

 

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